Daniela und Manu

Die Westküste der USA war eine unserer Wunschdestinationen für diese grosse Reise. Obwohl Daniela bereits als Au Pair in Amerika gelebt hatte und somit viele Orte dieses riesigen Landes kennenlernen durfte (so auch einen Teil der Westküste), wollten wir unbedingt arbeitend diesen Flecken der Welt gemeinsam bereisen.
Mit dem Bus fuhren wir in wenigen Stunden von Vancouver nach Seattle und konnten ohne Probleme zurück über die Grenze einreisen. Mit dem Wissen, dass wir einen Weiterflug nach Costa Rica im Sack hatten, waren wir dieses Mal auch einiges gelassener, als wir das beim Check-In in Osaka noch waren.


5 Wochen unterwegs an der Westküste der USA. Aus Erfahrung und aufgrund wenig Zeit haben wir uns noch in Kanada dazu entschlossen, die ganze Reise vorzubuchen. Wir verbrachten Stunden damit, die Planung immer wieder neu auszulegen (ursprünglich war der Yellow Stone National Park ein Thema) und danach die geplanten Destinationen nach Unterkünften online abzuklappern. Nicht immer wurden wir fündig, doch stellten am Schluss fest, dass bis auf wenige Ausnahmen „Airbnb“ weiterhin die günstigste und komfortabelste Lösung für uns ist. Nicht nur, weil wir so meistens mehr Platz und schönere Zimmer vorfinden würden, sondern auch weil wir so unser eigenes Essen einkaufen und vor Ort zubereiten konnten. Dazu kommen viele persönliche Geschichten, die wir euch in diesem Blog gerne erzählen möchten.

Seattle, Washington –  Gastgeberin: Azure
„Black lives matter!“

Schon der Titel des Inserates „Quiet room in LGBT friendly Victorian House“ liess vermuten, dass uns eine offene Hauseigentümerin erwarten würde. Dem war auch so. Die Queer-Frau und ihr Hund River begrüssten uns abends und liess uns nicht nur in der wunderschönen grossen Küche walten, sondern auch gleich die Waschmaschine benutzen. Das Haus geprägt von spannenden Bildern, farbigen Möbeln und Schildern wie „Black Lives Matter“.

Seattle war interessant, für uns aber auch ein bisschen enttäuschend. Schon als wir mit dem Bus in die Stadt einbogen und vor lauter Rauch kaum die Skyline erkennen konnten war uns bewusst, dass uns ein paar graue Tage erwarten würden.

Seattle

Doch nicht nur das; auch hunderte Obdachlose trugen zum sowieso schon etwas tristen Stadtbild bei. Es ist verstörend zu sehen, wie viele Menschen auf der Strasse leben und keine Zukunft mehr zu haben scheinen. Auf der Freewalking-Tour sagte man uns, dass in Seattle viel für diese Menschen getan wird und Personen in Not aus ganz Amerika hierhin kommen, um von grosszügigen finanziellen Zustupf der Metropole zu profitieren. Kaum zu glauben, dass gerade hier Unternehmen wir Microsoft, Amazon und Boeing angesiedelt sind. Wobei einen Blick auf das jährliche Haushaltseinkommen schon verrät, dass Seattle eigentlich keine arme Stadt ist.

Trotzdem haben wir während den 4 Tagen die Stadt erkundet, den Public Market, sowie die nahegelegene Kaugummi-Wand besucht. Vieles der Stadt weist noch immer auf den Grossbrand im Jahr 1889 hin, als der ganze Business-Distrikt zerstört wurde. Auch die Space Needle, prägend für das Stadtbild von Seattle, haben wir von nah gesehen.

 

Astoria, Oregon – Gastgeber: Kris
„Geht ihr eins heben?“.

Kris begrüsste uns im Garten seines wunderschönen alten Fischerhauses (die teuerste Unterkunft dieser Reise) in bestem Deutsch. Er habe vor Jahren in Deutschland studiert und daneben in einem Bierkeller gearbeitet. Auch seine Tochter wachse mehrsprachig auf, da die Mutter aus Thailand stammt und er fand, Deutsch zu lernen sei wichtig. In seinen farbigen Kleidern erläuterte er uns zudem die besten Plätze für den Sonnenuntergang in Astoria. Da wir abends ankamen, haben wir sonst nicht mehr viel von diesen wirklich sehr hübschen amerikanischen Städtchen gesehen. Nach einer Stunde arbeiten mit Blick aufs Meer und einem kühlen Bier von Kris, verbrachten wir den Abend, nachdem uns Kris mit der Frage „Geht ihr eins heben?“ verabschiedet hatte, mit unserem mitgebrachten Sushi am Pier und bestaunen zuerst den orange leuchtenden Sonnenuntergang und danach den riesengrossen Mond. Bei einem Bier der lokalen Brauerei lassen wir den ersten Tag des Road Trips ausklingen. Noch in Seattle haben wir unseren SUV (unverhofftes Upgrade) entgegengenommen und haben nach einem Grosseinkauf die ersten knapp 300km – grösstenteils noch auf Autobahnen – auf uns genommen.

 

Newport, Oregon – Gastgeber: Steve
„Switzerland is the same as Sweden, right?“

Steve bestätigte das Bild des einseitig informierten Amerikaners. Er wusste nicht, dass die Schweiz eben NICHT das gleiche Land ist wie Schweden, verstand nicht, weshalb die Schweiz NICHT am skandinavischen Festival in der Nachbarstadt mitmachte und belehrte uns, dass eben der „Sea-Level“ auf der ganzen Welt gleich sei. Nichtsdestotrotz war Steve auch einer dieser neugierigen Amerikaner, der wissen wollte wie es denn in der Schweiz so ist, wie er sich Unterschiede in Europa merken solle und sich ab Stefan Büssers Erklärungen zu den Unterschieden der Schweiz und Schweden und dem Switzerland Second“  Video der Deville Late Night Show kaum mehr halten konnte vor Lachen.

Auf der Fahrt nach Newport erlebten wir alle Wetterverhältnisse, erfreuten uns an rauen Küsten, glitzerndem Meerwasser im Abendlicht, spielenden Walen am Otter Rock und Gesteinsformationen wie dem Haystackrock am Cannon Beach.

 

Eugene, Oregon – Gastgeberin: Kaya
„Einen Schlüssel gibt es nicht, unsere Türen sind immer offen“

Unsere heutige Fahrt führte uns der Küste entlang bis nach Florence. Doch davor besuchten wir die Seelöwen Kolonie in Newport. Die Männchen verbringen einen Teil ihres Sommers hier oben, bevor sie den Weibchen weiter südlich wieder Gesellschaft leisten.

Seelöwen Seelöwe

In Eugene empfing uns eine junge Mutter mit einem Baby im Arm. Das Haus sichtlich gezeichnet, die Küche etwas schmuddelig und die Zimmer beschmückt mit Bildern und Symbolen von spirituellen Göttern. Gesehen haben wir die 4 Köpfige Familie so gut wie gar nicht, waren dann aber auch froh, nur eine Nacht hier gebucht zu haben.

 

La Pine, Oregon – Gastgeberin: Linda
„Ich helfe jeden Dienstag in der örtlichen Auffangstation für Schimpansen“

Die Fahrt nach La Pine war unglaublich beeindruckend: verwunschene Wälder mit Blick auf Gletscher, entlang Flüssen und Seen. Einen Schwumm im eiskalten aber kristallklaren Crescent Lake liess sich Manuel natürlich nicht entgehen.

Nach einigen intensiven Tagen im Auto, entschieden wir uns früh dafür, im Landesinneren von Oregon ein paar Tage auszuruhen. La Pine eignete sich wunderbar dafür, denn der Ort war Mitten im Nirgendwo gelegen und ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und den atemberaubenden Kratersee. Linda, unsere Gastgeberin und leidenschaftliche Tierschützerin, stattete uns mit Tipps und Karten aus, und checkte sogar schon früh morgens die Webcam des Vulkansee, der aufgrund der Waldbrände seit Tagen in Rauch gehüllt war.

Einmal mehr waren wir vom Glück gezeichnet und durften den Kratersee bei wolkenlosem Himmel und Sonnenschein erkunden. Der See ist übrigens nach dem letzten Ausbruch des Vulkans vor 7700 Jahren entstanden und füllte sich seither mit Regenwasser und Schnee. Dies ist auch der Grund, weshalb das Wasser so unglaublich blau und rein erscheint.

An unserem zweiten Tag führte uns der Ausflug Richtung Norden und wir erlebten wieder einmal ein unglaublich vielseitiges Oregon. In Mitten riesiger Felsen und einer Landschaft, die der Wüste glich, wanderten wir den weltweit gefährlichsten Klettersteigen entlang. Auch hier war uns das Glück einmal mehr hold; wenige Sekunden nachdem wir eine Passage am Fusse der steil abfallenden Klippen durchwanderten (Bild 1), donnerten hinter uns mannsgrosse Felsbrocken ins Tal, über den Wanderweg und schliesslich in den Fluss. Wir hielten kurz inne, realisierten unser unglaubliches Glück und waren dankbar, dass wir nicht zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren.

Die anfangs distanzierte Hauskatze Molly leistete uns nicht nur beim Abendessen Gesellschaft, sondern auch beim Skypen  und liess uns nach 2 Tagen kaum losziehen!

 

Rogue River, Oregon – Gastgeberin: Mary
„Mi casa e tu casa!“

Mary ist eine dieser Gastgeberinnen, die es liebt, mit ihren Gästen zu interagieren. Der Dackel, die zwei Chihuahuas und die ältere Dame begrüsste uns herzlich in ihrem völlig überstellten Haus. Während sie sich spanische Telenovelas in einer ohrenbetäubenden Lautstärke reinzog, die es uns kaum ermöglichte, normal miteinander zu sprechen erzählte sie uns, wie sie 12 Jahre in Honduras lebte und noch heute in Schulen Aushilfe leistet, wenn zweisprachige Lehrer gesucht werden. Ihr Mann – vor drei Jahren gestorben – hat zudem einen Sohn, der mit seiner Frau in Locarno lebt!

 

Arcata, Kalifornien – Kim
„Where are you from again?“

Von Rogue River fuhren wir über den Grants Pass zurück an die Küste. Schon am späten Nachmittag führten uns die Strassen tief in die Wälder bestehend aus Redwood Trees. Diese werden bis zu 2000 Jahre alt und verzaubern durch ihre unglaubliche Grösse und mystische Ruhe, die sie ausstrahlen. Durch den Jedediha Smith Redwoods State Park, über Crescent City bis nach Arcata führte unsere heutige Route. Einen Zwischenstopp legten wir natürlich auch beim „Big Tree“ im Prairie Creek Redwoods State Park ein und fuhren durch den bekannten „Drive-Through-Tree“ in Klamath (Ein Kindheitstraum von Manuel!). In Arcata angekommen, empfing uns ein weiterer AirBnB-Gast, der ebenfalls die Westküste bereist. In wenigen Tagen fährt dieser aber bis zu 10 Stunden pro Tag und wir fragen uns, wie so etwas möglich ist – mussten wir den Kinobesuch nämlich ein weiteres Mal verschieben, da uns die lange Fahrt und die vielen Eindrücke wieder einmal früh ins Bett zwangen. Kim und ihr Mann verbrachte ihr Wochenende auf dem Sofa, Football schauend und zeigte sich nicht sonderlich interessiert an ihren Gästen.

 

Fort Bragg, Kalifornien – Motel im Amistil

Da wir leider in unserer Wunschdestination „Mendocino“ keine Unterkunft mehr fanden, übernachteten wir in einem Motel an der Hauptstrasse von Fort Bragg. Es stellte sich aber heraus, dass wir hier eine der besten Pizzas finden würden. Da wir nach dem Bestellen merkten, dass wir kein Bargeld mehr hatten und Kreditkarte nicht akzeptiert wurde, zog Manuel los, um im Städtchen einen Geldautomaten zu suchen – ohne Erfolg. Nach 15 Minuten kehrte er zurück, um die schlechte Nachricht zu überbringen, um dann festzustellen, dass hinter dem Zigiautomaten in der Ecke des Restaurants ein Geldautomat gestanden hätte. Dafür kennt Manuel nun jede Strasse von Fort Bragg.

Auf dem Weg nach Fort Bragg entschieden wir uns für den etwas längeren Weg über die „Avenue of the Giants“ und waren so während Stunden umgeben von diesen ungalublich grossen Redwoods (bis 110m!). Für eine willkommene Abwechslung zum Autofahren sorgten mehrere Trails entlang der Strasse. Vorurteil bestätigt: Die Amerikaner wurden meist von der Tafel mit Angaben zur Dauer des Weges abgeschreckt.

 

Santa Rosa, Kalifornien – Gastgeberin: Jill
„The key is in the lock box“

Von Fort Bragg fuhren wir die nächste lange Strecke bis nach Santa Rosa – unser letzter Stop vor San Francisco. Nach einem feinen Zmorge in Mendocino begaben wir uns zurück auf die Küstenstrasse.

Das Wetter änderte sich schon bald zum schlechten, so dass wir kurzerhand die Küstenstrasse verliessen und uns Richtung Napa Valley aufmachten. Die Weinregion empfing uns mit Sonnenschein, Temperaturen über 30 Grad und natürlich köstlichem Wein.

Mit einer Flasche Weisswein und feinster Salami kamen wir am späteren Abend in unserem Airbnb an, wo uns wider Erwarten kein Schlüssel in der dafür vorgesehenen Box vorfanden. Jill meinte am Telefon genervt, dass sie den Schlüssel aber sicher in der Box deponiert habe und wies uns an durch den Hintereingang in den Garten zu gelangen. Da begrüsste uns passend zur Gegend „Vino“, ein schneeweisser, liebenswerter Hund. Sowieso scheinen die Airbnb-Betreiber in Amerika äusserst tierfreundlich zu sein, denn fast in jeder Unterkunft trafen wir mindestens eine Katze oder einen Hund an (oder Vögel, dann und wann auch ein Eichhörnchen, dass sich in die Wohnung verirrt hatte).

Apero Platte

San Francisco, Kalifornien – Gastgeber: Eric
„Do you want a bottle of wine?“

San Francisco gehört zu Danielas Lieblingsstädten und umso grösser die Vorfreude von Manuel, diese tolle Stadt einmal selbst erleben zu können. Unseren SUV Dodge ging problemlos zurück zur Autovermietung Alamo und so waren wir während den 4 Tagen in der Stadt hauptsächlich mit Metro, Bus und Cable Car unterwegs. Gewohnt haben wir in Forest Hill bei Eric und seiner grosszügigen chinesischen Familie. Das Airbnb strotzte vor Sauberkeit und wir genossen wieder einmal etwas mehr Platz und Privatsphäre. Eine grosse Küche, ein eigenes Bad und sogar eine Waschmaschine stand uns zur Verfügung. Zeit also, um wieder einmal runterzufahren, Arbeiten aufzuholen und die Stadt zu erkunden. Gleich am ersten Tag schlenderten wir dem Pier entlang, schauten den Seehunden beim sonnen zu und nahmen wieder einmal an einer Freewalking-Tour teil.

Besonders begeisterte uns natürlich die Golden Gate Bridge!

Zum Glück hatten wir eine eigene Waschmaschine, denn unsere Esskünste haben sich in letzter Zeit irgendwie verabschiedet.

Manuel besuchte zudem das weltberühmte Gefängnis Alcatraz. Zur Zeit, als noch Schwerverbrecher, Mörder und Erpresser dort gefangen waren, gab es mehrere Fluchtversuche, doch nur eine Gruppe von drei Männern hat es geschafft. Während die einen behaupten, die Männer seien ertrunken, gibt es andere die sagen, sie hätten es geschafft. Gerade anfangs 2018 wurde der Fall wieder neu ermittelt, nachdem sich ein möglicher Überlebender mit einem Brief gemeldet hat.

Im zweiten Teil unserer USA-Reise nehmen wir euch mit auf dem Highway #1, nach LA, zu den Canyons und ins wilde Las Vegas. Bleibt gespannt!

Seattle bis San Francisco im Überblick