Nach unserem etwas traurigen Abschied in Costa Rica Anfangs Dezember, als Manuel sich für 5 Wochen in die kalte Schweiz wagte, flog Daniela bereits Richtung Sommer – nach Santiago de Chile!
Hier verbrachte sie ihre Zeit als Freiwillige arbeitend in verschiedenen Hostels, mit mehr oder weniger guten Erfahrungen. Wie es ihr dabei ergangen ist, beschreibt sie eindrücklich hier. Manuel hingegen verbrachte Weihnachten und Silvester mit Familie und Freunden und wünschte sich öfters in die wärmeren Temperaturen zurück. Wie er sich fühlte, nach gut 10 Monaten wieder nachhause zu kommen und allen von unseren bisherigen Erlebnissen zu berichten, erzählt er im vergangenen Blogpost.
Santiago ist eine Millionenstadt – 5.6 Millionen Menschen leben in den verschiedenen Stadtteilen und das spürt man vor allem, wenn man sich in der Rushhour mit der Metro auf dem Weg in die Innenstadt befindet. Nicht selten herrschen hier Zustände wie in diesem bekannten japanischen Video:
Der Fahrplan der Metro ist aber so zügig getaktet, dass man, selbst wenn man in den ersten zwei, drei Metros keinen Platz findet, selten länger als 10 Minuten warten muss.
Ansonsten überrascht die Stadt aber vor allem mit ihren vielen grünen Parks, den sauberen Strassen, den netten Menschen, der unglaublichen Vielzahl an Essensmöglichkeiten und den innovativen Erfindungen, wie dem ersten Work Café in einer Bank!
Nach gemeinsamen 3 Wochen in der Hauptstadt sind wir uns einig: wir lieben Santiago! Wir könnten uns sogar vorstellen, hier für länger zu leben und zu arbeiten. Santiago hat ausser Meeranschluss alles, was wir uns als digitale Nomaden von einer Grossstadt wünschen: Cafés mit schnellem WLAN, Coworking-Spaces so weit das Auge reicht, aufgeschlossene Menschen, Top-Infrastruktur, günstige Mietpreise (wir lebten für 47 CHF pro Nacht im teuersten Viertel der Stadt) und grosszügige Einkaufszentren. Zudem sind die Busverbindungen optimal, um am Wochenende mal aus der Stadt zu kommen, zum Beispiel nach Valparaiso, der farbigen Küstenstadt.
Wer lieber am Strand chillt, dem empfehlen wir Viña del Mar. Nur ca. 10 Minuten mit dem Bus von Valpariso entfernt erwarten einem hier Sandstrände und moderne Gebäude.
Mit dem Mietauto oder einer Tour kommt man von Santiago zudem in einem Tag problemlos zum Stausee El Yeso, kann da das türkisblaue Wasser vor den Schneebergen bestaunen und ist spätestens am frühen Abend zurück (Fahrt knapp 2 Stunden).
Viele Reisende nutzen Santiago als ihre Basis, um von hier nach Patagonien oder in den Norden in die Atacama Wüste zu fliegen. Deshalb haben wir euch hier unsere Empfehlungen zusammengetragen:
Übernachten – Innenstadt oder lieber in einem sicheren Viertel?
Für die Entscheidung, wo ihr übernachten wollt, ist es wichtig zu überlegen, wie lange ihr Zeit habt und was ihr alles sehen möchtet. Wenn ihr nur ein paar Tage da seid, dann unbedingt in der Region Providencia logieren. Dieses Viertel ist nicht nur sehr angesagt, sondern gehört auch noch zu den eher sicheren Regionen. Zu Fuss kommt ihr von hier ins Zentrum und seid dennoch weit genug vom grossen Rummel weg.
- Hostel Providencia: Lasst euch nicht von den 300 Betten abschrecken – das Hostel ist zwar gross, jedoch so verwinkelt, dass einem das Ausmass kaum auffällt und im grünen Innenhof lässt es sich einfach neue Bekanntschaften schliessen. Zudem ist das Frühstück 1A. Es lohnt sich, früh zu buchen.
- Hostel Merced 88: Wer es lieber etwas anonymer mag, dafür aber modern, sauber und sonst eher in Hotels unterwegs ist, dem empfehlen wir dieses im Juni 2018 eröffnete Hostel an bester Lage.
Wie meistens auf unsere Reise, haben wir auch hier für unsere gemeinsame Zeit ein Airbnb gebucht – und würden dies auf jeden Fall weiterempfehlen. Da wir uns auf einen Arbeitsalltag ausrichteten, suchten wir uns das sehr sichere Finanzviertel «Las Condes» aus. Solltet ihr ebenfalls etwas weiter vom Stadtzentrum wegwohnen wollen, empfehlen wir unbedingt eine Unterkunft nahe der Metro. Das Metrosystem ist sehr einfach und effizient – trotzdem kann man viel Zeit im Untergrund verlieren und will bei Nacht möglichst schnell zuhause sein.
Essen – für jeden etwas dabei
In den meisten Hostels und Airbnbs könnt ihr selber kochen, das spart vor allem in Chile viel Geld. Einkaufen kann für viele am Anfang etwas frustrierend sein. Es lohnt sich, einen etwas weiteren Fussweg auf sich zu nehmen und ein grösserer Supermarkt aufzusuchen – ihr werdet überrascht sein, welch vielseitiges Angebot da auf euch wartet. Die Hauptsupermärkte sind «Unimarc» und «Lider» . Aber auch in den kleineren Einkaufsläden findet ihr das Wichtigste – wenn auch zu teureren Preisen. In Santiago gibt es viele Märkte und es lohnt sich, frische Esswaren da einzukaufen. Ein beliebter Ort, um sich die Zeit zu vertreiben ist zum Beispiel der «Central Markt» oder der «Vega Markt». Während der Central Markt vor allem mit Fisch und Restaurants lockt, findet ihr im Vega Markt viel frisches Gemüse und Früchte zu unschlagbaren Preisen.
Weiter brüsten sich die Chilenen mit der anscheinenden Landesspeise Empanadas. Die gefüllten Teigtaschen findet man aber überall in Südamerika und wir können uns kaum einen besseren Mittagssnack vorstellen. Daniela mag am liebsten die mit Käse und Spinat . Aber auch die traditionelle „Empanada con Pino» ist beliebt. Gefüllt mit Hackfleisch, gekochtem Ei, Zwiebeln, Rosinen und einer Olive füllen diese einem den Magen für die nächsten paar Stunden.
Eine besonders coole Strasse mit vielen hippen Bars und Restaurants ist Lastarria. Hier gibt es zum Beispiel eine Bar, wo mehr als 300 Weine zur Verkostung angeboten werden.
Ansonsten findet man viele peruanische Restaurants, aber auch japanische Sushiläden oder Pizzerias. Laut OECD sind über 60% der Chilenen übergewichtig und bereits die Hälfte der Kinder weisen ebenfalls einen viel zu hohen BMI auf. Somit ist es nicht erstaunlich, dass auf den Verpackungen im Supermarkt viele Hinweise auf Zucker und hohe Kalorien zu finden ist. Kein anderes Land scheint zudem so von Glaces (Helados auf Spanisch) angefressen zu sein, wie die Chilenen. Lieber stellen sie sich stundenlang in eine Schlange, als dass sie auf das tägliche Erdbeereis verzichten würden.
Wer gerne nach Feierabend mit einem Cocktail anstösst, der wird den Pisco Sour, das Nationalgetränk der Chilenen, lieben! Umstritten ist der Ursprung dieser Traubensorte jedoch bis heute – die Peruaner und Chilenen würden wohl beide den Triumph gerne alleine für sich bestimmen. Pisco Sour gibt es in allen Variationen, so zum Beispiel auch mit verschiedenen Fruchtmix oder als Pisco Tonic. Der traditionelle Pisco Sour wird aber neben dem Traubensaft mit Zuckersirup, Limettensaft, Eiweiss und ein bisschen Angosturabitter angemischt und ist ein süsse Erfrischung an einem heissen Sommertag.
Für die besondere Aussicht lohnt sich die Red2One Rooftop Bar im W Hotel, Las Condes. Die Preise sind zwar etwas höher als gewohnt, aber die wunderbare Sicht auf die verschneiten Anden bei Sonnenuntergang lohnt sich auf jeden Fall.
Sightseeing
Santiago gehört bestimmt nicht zu den Städten mit den meisten Sightseeing-Orten und trotzdem kann man hier problemlos ein paar Tage verbringen. Das Wahrzeichen der Stadt befindet sich auf 880 MüM im Stadtteil Bellavista. Der Cerro San Cristóbal ist ein beliebtes Ausflugsziel und kann entweder in ca. 45 Minuten zu Fuss erklommen oder auch ganz gemütlich mit der Standseilbahn besucht werden. Wer sich übrigens im Stadtteil Las Condes befindet oder dahin will, kann mit der Gondel und wunderschöner Sicht auch auf der anderen Seite hoch bzw. runter fahren. Wer es bis nach oben geschafft hat, findet da neben vielen Essensständen und einer Kirche auch die 22m hohe Statue der Jungfrau Maria. Diese sieht man übrigens von vielen Teilen der Stadt. Am Fusse des Hügels befindet sich der Zoo, denn wir nicht besucht haben und auch nicht empfehlen. Artgerechte Tierhaltung scheint da nicht gerade gross geschrieben zu werden.
Wieder runter vom Hügel lohnt sich ein ausgedehnter Spaziergang im Ausgehviertel Barrio Bellavista. Wer hier abends nicht herkommen mag (grundsätzlich gilt, sich in Santiago bei Dunkelheit nicht mehr draussen aufzuhalten), der kann bereits am Nachmittag auf ein Bier oder Pisco vorbeischauen und sollte auf keinen Fall die versteckten Passagen verpassen. Von ausser relativ unmerklich, befinden sich hinter den Mauern unzählige Restaurants, Bars, Souvenirshops und Kunstgalerien oder ein fotogenes Lama.
Von hier kann man bis zu den berühmten Märkten spazieren, die übrigens sieben Tage die Woche offen sind. Von da ist es ein Katzensprung bis zum touristischen Zentrum, dem Plaza de Armas. Um diesen Platz entstand ab dem Jahr 1541 Chiles Hauptstadt. Unter anderem findet ihr hier auch die Catedral Metropolitana aus dem 18. Jahrhundert, Sitz des Erzbischofs und wichtigste Kirche von Chile. Der Eintritt ist gratis und ein Blick in diese riesige Kirche lohnt sich auf jeden Fall. In der Mitte des Platzes befindet sich ein grüner Park und wer hier einige Zeit verbringt, wird merken, dass dieser Platz auch als Melting Point der verschiedenen Kulturen Chiles dient. Vor allem sollte man hier aber auf seine Wertgegenstände aufpassen – die Taschendiebe sind geschickt und lauern an jeder Ecke.
Wer etwas mehr Hintergrundgeschichte zu Santiago und Chile erfahren möchte, dem empfehlen wir auf jeden Fall die Nachmittagstour mit «Tours4Tips». Diese Free Walking Tour führt einem während gut 3 Stunden durch Santiago – unter anderem zum Präsidentenpalast „La Moneda und beinhaltet sogar eine Metrofahrt zum Kulturzentrum (kurz GAM). Die Tour um 10 Uhr morgens hingegen nimmt dich mit zu den Märkten und ist als Ergänzung ebenfalls interessant.
Nach der Tour werdet ihr bestimmt mehr zum damaligen Militärputsch vom 11. September 1973 und dem gleichzeitigen Tod des damaligen sozialistischen Präsidenten Salvador Allende erfahren wollen. Im beliebten Museum für Menschenrechte erfährt man alles über die Zeiten nach dem Putsch und der blutigen Diktaturen unter Augusto Pinochets. In den 17 Jahren seiner Amtszeit wurden 200.000 Bürger zum Exil gezwungen, in mindestens 40’000 Fällen brutale Menschenrechtsverletzungen begangen, 28’000 Oppositionelle systematisch gefoltert und 3’197 Widerstandskämpfer ermordet, wovon 1’102 Personen nach wie vor als «verschollen» gelten.
Wer gerne hoch hinaus geht und die Stadt von oben sieht, der sollte sich den Besuch im 62. Stock gönnen. Der Gran Torre Santiago oder auch Sky Constanera genannt, in der Region Providencia ist mit seinen 300m das höchste Gebäude in Südamerika. Darin befindet sich zudem ein riesiges Einkaufszentrum und ein Kino mit englischsprachigen Filmen.