Unsere Zeit in Japan war intensiv. Intensiv an Eindrücken, an speziellem Essen, an Menschen, an Häusern, an Extremen und eben auch an Kontrasten. Da gibt es die Millionenstädte wie Tokio oder Osaka und nur eine halbe Stunde später befindet man sich im Dickicht der saftig grünen Wälder Japans. Es gibt diese Orte an denen alles aufs Detail perfekt organisiert ist und dann den Bahnverantwortlichen der kein Englisch spricht. Es gibt diese unzähligen Restaurants, wo japanische Schriftzeichen ganz ausgefallene Menüs vermuten lassen und dann ist da auch Mc Donalds.
Japan ist anders, das steht für uns fest. Ein abschliessendes Urteil über dieses ziemlich grosse Land wollen wir dennoch nicht machen. Vieles haben wir (noch) nicht verstanden und gesehen, das meiste aber lieben gelernt.
Was so besonders an Japan war, findet ihr in unserem Blog-Beitrag «Japan – eine andere Welt».
Qualle zum Abendessen in Osaka
Gestartet sind wir in der Grossstadt Osaka. Was uns sofort auffiel: es ist ruhig und hat fast keine westlichen Touristen. Dies kann natürlich daran liegen, dass wir direkt aus dem hektischen Bangkok eingeflogen sind. Wenn die Ampel auf rot stand, hätte man wohl eine Stecknadel auf den Boden fallen hören können – und das nur eine U-Bahn Station vom Hauptbahnhof entfernt. Da hatten wir auch während fünf Nächten unser klitzekleines Hotelzimmer. Nicht etwa, weil wir kein grösseres wollten, sondern weil in Japan auf sehr wenig Platz, viel gebaut werden muss.
Neben unserem alltäglichen Arbeitsmorgen, erkundeten wir jeweils nachmittags die Stadt. Unter anderem besuchten wir das «Osaka Castle», das beindruckende Sky Building und den «Running Man» auf der Dotonbori-Brücke. An allen drei Orten wimmelte es von Touristen, aber kaum ist man in einer Seitenstrasse, finden sich tolle kleine Restaurants und man ist mitten unter Asiaten.
Am zweitletzten Tag in Osaka, hat uns Ayako – eine gute Freundin von Danielas Kollegin – den ganzen Tag begleitet. Sie hat uns tiefer in die japanische Kultur eingeführt, alle unsere angestauten Fragen beantwortet und mit uns die abgefahrendsten japanischen Delikatessen gegessen. Unter anderem hatten wir Qualle auf dem Teller, wobei dies sicher nicht zu unseren liebsten Speisen der drei Wochen werden sollte. Zudem durften wir mit ihr Takoyaki (Oktopus in Teigbällchen) und Kushiage (frittierte Spiesschen) kosten. Beides schmeckte uns ausgezeichnet. Ayako buchte im Voraus eine Karaoke-Box – eine der liebsten Freizeitbeschäfitungen der jungen Japaner. Während zwei Stunden trällerten wir also englische und japanische Songs, was für ein Erlebnis!
An unserem letzten Morgen wurden wir um 8.00 heftig aus dem Schlaf gerüttelt. Ein Erdbeben der Stärke 6.1 ereignete sich in Osaka und wir waren im 9. Stock mittendrin. Geschockt und etwas verängstigt versuchten wir vergebens aus dem Hotel zu gelangen – der Lift fuhr nicht und auch die Nottreppe war nur mit einem speziellen Griff zu öffnen. Somit packten wir schnell unsere Sachen und als die Treppenhaustüren sich öffneten machten wir uns auf zum Hauptbahnhof. Das Chaos war vorprogrammiert. Nach Stunden des Wartens und Arbeitens am Bahnhof, erwischten wir den ersten wieder fahrenden Zug am späten Nachmittag nach Kyoto.
Tempellandschaften im Abendlich Kyotos
Die nächsten fünf Nächte verbrachten wir im etwas touristischeren Kyoto. Bekannt für seine unglaublich schönen Tempel und Schreine, waren unsere Nachmittag geprägt von Sightseeing auf eigene Faust. Mit dem Bus oder Fahrrad kurvten wir durch die Strassen und waren jeden Tag aufs neue begeistert von Japan und seiner Schönheit. Leider haben wir keine Geisha gesichtet, obwohl diese vor allem in Kyoto zu sehen sind. Jedoch nicht zu verwechseln mit den zahlreichen Touristinnen, die sich verkleiden und in den Kimonos durch die Gässchen schlendern. Besondere Highlights waren der goldene Tempel Kinkaku-ji, der Bambuswald und die roten Tore namens Fushimi Inari-Taisha.
Am 20. Juni feierte Manuel seinen 30. Geburtstag, auf den wir bei einer Tee-Zeremonie und einem leckeren Steak anstiessen. Die Zeremonie fand in einem japanischen Häuschen statt und wir durften sogar selber unseren Matcha-Tee (Grüntee) zubereiten. Die Zeremonien in Japen werden nach einem bestimmten Ablauf vollbracht und nur wer eingeladen ist, kann normalerweise einer solchen beiwohnen. Früher war Tee nur der Oberschicht und den Samurai vergönnt und somit wird auch heute diese Zeremonie noch speziell gewürdigt. In einer strikten Ausbildung werden die Tee-MeisterInnen ausgebildet und können somit die Zeremonien korrekt durchführen.
Mit dem Shinkansen in die grösste Stadt der Welt
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug (Shinkansen) ging es weiter in die Milionenregion Tokio. Nur gerade mal 3.5 Stunden brauchte der Zug für die gut 400km. Und das obwohl wir im langsamsten der drei möglichen Shinkansen (Kodoma) fuhren. Die Zeit nutzten wir, um Videos zu schneiden und zu arbeiten.
Wusstet ihr, dass Tokio 1943 als Stadt aufgelöst wurde und seither als Präfektur bezeichnet wird? Die 23 einzelnen Regionen sind fast wie kleine Städtchen in sich, obwohl ein Zentrum kaum auszumachen ist.
Während weiteren fünf Tagen erkundeten wir das hektische Leben und waren begeistert von den verschiedenen Regionen und den Kuriositäten, die diese Stadt zu bieten hat. In unserem Tokio-Guide findet ihr alle Details und viele Fotos zu unserem Aufenthalt.
Ab in die Natur
Nach genau zwei Wochen hatten wir genug von Grosstadt, den vielen Menschen, dem hektischen Strassenverkehr und den Betonhäusern. Somit machten wir uns mit dem Bus auf nach Kawaguchko, welches direkt am See mit Blick auf den majestätischen Mt. Fuji liegt. Im Sommer befindet sich dieser meistens hinter Wolken und gerade am Nachmittag braucht es sehr viel Glück, um einen Blick auf diesen wunderschönen Berg zu erhaschen. Noch am gleichen Abend, bei Apero und Brettspiel hat sich uns aber eine tolle Sicht eröffnet. Während drei Tagen erholten wir uns vom Grosstadt-Rummel und fuhren mit dem Fahrrad dem See entlang, spielten Halma und besuchten die berühmte Chuerito Pagode.
Weitere vier Mal umsteigen brachten uns nach Hakone – die Touristen-Region, welche vor allem im Winter für seine Onsen (heisse Bäder) bekannt ist. Unser wunderschönes Hostel lag im Grünen und auch wir genossen Abends, trotz Hochsommer das heisse Bad vor dem zu Bbett gehen. An einem Tag fuhren wir mit Gondel, Schiff, Bus und der Zahnradbahn einmal am um Hakone herum, am Mt. Fuji vorbei und über den Ashi-See.
Mit 49 anderen Menschen in Kapseln eingesperrt
So dramatisch wie dieser Titel klingt war es ganz und gar nicht. Unsere letzte Nacht in Japan verbrachten wir nämlich in einem Kapselhotel. Diese ca. 1x1m kleinen Schlafboxen boten alles was es für eine erholsame Nacht mit 50 anderen Menschen braucht. Genügend Platz, eine Lüftung, Licht, ein Schiebevorhang, Wasser und ein bequemes Pischi. Auch ein letztes Mal Okonomiyaki essen war angesagt, bevor wir spätabends über die Datumgsgrenze nach Hawaii flogen.